Safari ist nicht gleich Safari – Teil 2

„Hyänen haben ein sehr schlechtes Image und werden kontinuierlich unterschätzt. Dabei haben ihre Vorfahren bereits gegen Tyrannosaurus Rex gekämpft und auch heutzutage sind die Tiere meisterhafte Jäger, die jede Raubkatze alt aussehen lassen.“

Meint unser fabelhafter Tierführer Berd aus dem Jukani Wildlife Sanctuary in Plettenberg.

Ähnlich wie bei den Private Game Reserves gibt es auch in den Sanctuaries Gehege. Wobei hier nach Tierart unterschieden werden muss. Sowohl das Affen- als auch das Vogel-Santuary, die wir in Plettenberg besucht haben, sind sehr schön aufgebaut und bieten eine riesige Fläche für ihre Tiere. Im Vogel-Sanctuary findet man angelegte Wasserfälle, Seen und einen urwaldähnlichen Baumbestand. Unzählige Vogelarten teilen sich diese Heimat und verteilen sich auf das ganze Gelände. Auch das Affen-Sanctuary ist sehr liebevoll aufgebaut und bietet den Tieren zahlreiche Spiel- und Versteckmöglichkeiten. Es wäre für die Affen ein Leichtes, das Sanctuary zu verlassen. Ganz offensichtlich fühlen sie sich aber wohl und ziehen die festen und reichlichen Mahlzeiten einem Leben in der Wildnis vor.

Anders hingegen sieht es bei den Santuaries für Raubkatzen aus. Es gibt Einrichtungen , die diese einst so stolzen Tiere in zooähnlichen Käfigen beherbergen. Der leere Blick der Tiere müsste eigentlich jedem Besucher das Herz brechen und die Wut aufschäumen lassen. Tiere, die eigentlich in diesem Land frei gelebt haben, bevor der „weiße Mann“ kam, vegetieren in Gefangenschaft.

Das Jukani Wildlife Sanctuary in Plettenberg ist hierbei zum Glück eine Ausnahme! Die Raubtiere leben zwar auch hier in Gefangenschaft. Allerdings sind die Gehege sehr groß und bieten artgerechte Besonderheiten. Tiger z.B. verrichten ihr Geschäft ausschließlich im Wasser, weswegen in ihrem Gegege ein schön angelegter See zu finden ist. Die Gehege der Leoparden – auch des schwarzen Leoparden, der fälschlicherweise oft als „Panther“ bezeichnet wird – sind so groß, dass man die Versteckkünstler selten erblicken kann. Insbesondere eben jenen schwarzen Leoparden, der ein Weltmeister im Verstecken ist.

Ranger Bert ist neben den Tieren sicherlich die größte Attraktion. Seine Kenntnisse über jedes einzelne Tier und seine wertschätzende Bewunderung ihnen gegenüber, lassen den Besuch des Jukani Wildlife Sanctuary zu einer ganz besonderen Erfahrung werden. So besonders sogar, dass ich zweimal da war. Wobei ich beim zweiten Mal ausschließlich den Erzählungen von Berd gelauscht habe – ohne dass wir uns die Tiere erneut angeschaut haben.

„Machen wir heute wieder ein Picknick bei den Elefanten?“

Am ehesten spürt man das fantasiegeladene Safari-Gefühl – so zumindest unsere Erfahrung basierend auf den Möglichkeiten entlang der Garden Route – in einem Nationalpark wie De Hoop oder Addo. Zwar sind auch hier die Wege vorgegeben und teilweise sogar asphaltiert, es gibt aber keine Gehege oder Zwischenzäune. Es ist ein riesiges umzäuntes Gebiet, das unterschiedliche Tierarten beherbergt, die alle unabhängig vom Menschen leben, sich selbst ernähren und naturgegeben fortpflanzen. Entsprechend ist jeder Tag anders und man entdeckt unterschiedliche Tiere an verschiedenen Orten oder sieht bestimmte Tiere gar nicht (z.B. Löwen, Geparden oder Hyienen im Addo), weil das Gelände zu groß und undurchsichtig ist, um alles zu überblicken. Im Addo ist es auf jeden Fall spürbar, dieses magische und erhabene Gefühl, wenn plötzlich eine Horde Elefanten aus dem Busch, direkt neben das eigene Auto steigt und unbeirrt seinen Weg zum nächsten Wasserloch fortsetzt. Oder wenn plötzlich die älteste Elefantenkuh den Aufbruch verkündet und sich die Horde zunächst formiert – die kleinen Baby-Elefanten in die Mitte nehmend – und anschließend gemeinsam in Bewegung setzt. Erneut völlig unbeeindruckt von den mittlerweile zahlreichen auf der Straße parkenden und fotografierenden Autos. Auch unsere Kinder waren von solchen Momenten völlig fasziniert. Zum Glück schien den Elefanten das freudenstrahlende „Da! Da! Da!“, das unisono aus den Mündern unserer 3-Jährigen und unserem 10-Monatigen klang, nicht im Geringsten zu stören. Valerie war sogar so begeistert, dass ihr die langen Auto-Stunden im Addo so gut gefielen, dass sie jeden Tag fragte, ob wir wieder hinfahren und dort picknicken. Von 6 Tagen waren wir tatsächlich 5 Mal dort – einfach zu schön diese scheinbar endlose Natur- und Tierwelt.

Auch wenn sich unsere vor-Ort-Safari-Erfahrungen nicht ganz mit den vorab-fantasiegeladenen Safari-Träumen decken, so ist es natürlich trotzdem ein unbeschreibliches Dankbarkeits-Gefühl, den Tieren Afrikas so nahe zu kommen und das Glück zu haben, hier zu sein.

Safari ist nicht gleich Safari – Teil 1

Strahlend blauer Himmel kontrastiert mit gelbem Boden und vereinzelten grünen Farbtupfern. Karge Landfläche soweit das Auge reicht, flimmernd verschwindend am Horizont in dem wollkenlosen Blau. Ab und zu meterhohe, dünne, windschiefe Bauminseln. Stuckelnde, den ganzen Körper durchschüttelnde und das wilde Haar zerzausende Fahrt im offenen Jeep über unverbautes Gelände. Und dann: Da! Tatsächlich! Eine Horde Zebras, die galoppierend die Stille durchbricht. Giraffen, die ihre langen Hälse strecken, um an das saftige Grün dieser kargen Bäume zu gelangen. Und ganz weit hinten, nur durch ein Fernglas erkennbar, eine Löwenfamilie, die sich faul in der Sonne räkelt.

So oder so ähnlich hatte ich mir die Tierbegegnungen in Südafrika vorgestellt.

Tatsächlich gibt es aber ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Tiere in Südafrika zu beobachten: Es gibt die „private game reserves“ (private Wildreservate), „national parks“ und „sanctuaries“ (Rettungszentren).

Private game reserves sind sehr beliebt in Südafrika und bieten zahlenden Kunden einen Luxusaufenthalt in wunderschönen Lodges mit exzellenter Gaumenfreude. Selbstverständlich ist die gesamte Anlage und Natur atemberaubend. Aber erfüllen diese game reserves – und ich persönlich stolpere immer über das Wort „game“ in diesem Kontext – die Afrika Fantasie?

In einem offenen Geländewagen und einem kundigen Ranger – mit anderen Touristen und weiteren Geländewagen – geht es durch ein Schiebetor zu den Tieren.

Das Gelände ist groß genug, dass sich alle Safari-Autos verteilen und man nicht in Kolonne fährt – immerhin. Der Weg wird durch die tiefen Reifenspuren, welche die routinierten Safari-Touren verdeutlichen, vorgegeben. Nur an vereinzelten Stellen fährt man durch „wildes“ Gelände, wie z.B. tiefen Sand, für den vorher der Reifendruck entsprechend angepasst werden muss.

Tiere zu erspähen gelingt ganz ohne Hilfsmittel. Kaum durchfährt man die Schiebetür, befindet man sich bereits in der Tierwelt. Groß und grau heben sich die beiden Elefantenbrüder von der restlichen Landschaft ab. Nach dem Passieren ihres „Zuhauses“ kommen wir an einem kleinen Wasserloch vorbei, an dem ein älterer Büffel steht. Weiter geht die Fahrt zu den Antilopen. Unterschiedliche Antilopenarten (Kudus, Rote Kuhantilopen/Red Hartebeests, Elands/Elenantilopen – die übrigens ganz hervorragend schmecken) grasen gemeinsam mit Zebras und teilen sich das Areal zudem mit einer Straußenfamilie und ein paar Nashörnern. In einem anderen Teil des Wildreservats stehen höhere Bäume und mittendrin recken Giraffen ihren Hals. Zu den Löwen geht es durch ein weiteres durch Strom gesicherte Tor. Auch hier entdecken wir die Löwen ziemlich schnell und können sehr dicht bei ihnen für die obligatorischen Safari-Fotos anhalten.

Das Gebiet war früher Farmland. Wie so oft bei private game reserves haben sich die Eigentümer irgendwann zusammen getan, um ihre Flächen zu vergrößern und sie als private game reserve zu betreiben. Antilopen und Zebras kann man bereits sehr günstig erwerben, teilt uns der Ranger mit. Nashörner hingegen seien sehr teuer. Die Löwen im Reservat seien aus anderen Reservaten gekauft. Dadurch, dass sie bereits als Baby in Gefangenschaft lebten, haben sie das Jagen nie gelernt und werden deswegen von den Rangern gefüttert. Die anderen Tiere im Reservat hingegen seien Selbstversorger. So auch die südafrikanische Gepardin (unter einem Baum im hinteren Bereich des Reservats gelegen – mit einem GPS-Halsband versehen), die mit ihrer Tochter hier lebt. Am Rückweg – kurz vor dem Ausgang – kommen wir an einem kleinen See vorbei, in dem zwei Nilpferde leben. Ab und zu sieht man die Ohren und die Nase, wenn sie kurz im Halbschlaf an die Oberfläche auftauchen, um kurz einzuatmen und dann wieder für ca. 3 Minuten abzutauchen.

Täglich gibt es zwei Safari-Touren: Eine morgens und eine abends. Die Strecke variiert leicht. Zu den Giraffen fährt man z.B. nur morgens hin. Das Löwengehege hingegen wird immer angefahren. Sowie auch das weiträumige Gelände der Zebras, Strauße, Antilopen und Geparden. Die Tour endet entweder bei den Nilpferden oder Elefanten – je nach Richtung.

Ist es ein tolles Gefühl, diesen Tieren, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, so nah zu sein? Ganz sicher! Magisch oder erhabend ist das Gefühl aber nicht. Eher erstaunlich, wie ähnlich die Tiere hier- obwohl sie in ihrer Heimat sind – im Vergleich zum Serengeti-Park in Hodenhagen bei Hannover leben. Wobei sie hier natürlich viel größere Auslaufflächen haben.

Trotzdem ist es eine tolle Erfahrung, ein private game reserve zu besuchen und tatsächlich alle „Big 5“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) von ganz nahem zu sehen. Eine hübschere Unterkunft, vorzüglicheres Essen und liebevollere Details für die ganz kleinen Gäste haben wir seit dem auf unserer Reise nicht erlebt.

Von Dünen und Stränden

„Gehen wir heute wieder zu meinem Mann?“ „Welchem Mann?“ „Meinem Musik-Mann.“

Menschenleere; nur die Natur; warmer Strand; blaues Meer mit weißen Wellen, das sich mit dem blauen Himmel und vereinzelten weißen Wolken vermischt. Wenn ich an einen verlassenen, unberührten Strand denke, denke ich automatisch zuerst an Bulgarien. Einheimische Bekannte nahmen uns an ihren Lieblingsstrand mit; irgendwo hinter Varna, weit weg vom Touristenmagneten „Goldener Strand“.

Südafrikas Küste – zumindest der Teil, den wir bisher gesehen haben – ist fast durchgängig so. Ein romantischer, naturbelassener Strandabschnitt folgt auf den nächsten. Die Beschaffenheit des Sandes variiert – vom feinsten, weißen Pulversand zu grob-körnigem Muschelsand – und auch das Meer verändert sich – ist mal rauh mit weißkrönigen Surfer-Wellen, mal ganz seicht und kinderfreundlich.

Am Long Beach bei Kapstadt ist es ein leicht körniger, gelber Sandstrand mit tollen Surfer-Wellen. Meistens haben wir den Strand ganz allein für uns – von ein paar Surfern und Hunden mit Besitzern abgesehen.

In Gansbaai („Hansbey“ ausgesprochen) gibt es einen kilometer langen Dünenstrand mit zum-Runterpurzeln-hohen Sanddünen und kinderfreundliches, seichtes Meer. Weit und breit ist niemand zu sehen. Nur auf der Offroad-Straße auf dem Weg zum Strand passiert uns ein Auto. Anders als unser Whitey, kann dieses 4×4-Auto problemlos den tiefen Dünensand meistern und somit deutlich weiter fahren als wir, an einen hinteren Strandabschnitt.

Wer das südafrikanische Mauritius (Onrus Beach) sehen möchte, muss einen langen Atem haben. Eine Flußlandschaft, gebändigt von mehreren Holzwegen und Brücken muss zunächst bezwungen werden bevor man den langen Sandstrand erblickt, der seinerseits gemeistert werden muss, um endlich, nach einer knappen Stunde Wanderung mit Kleinkindern, am Wasser anzukommen. Auch hier: Endlose, menschenleere Weite, unterbrochen vom Kreischen der Möwen.

Das Naturreservat DeHoop überrascht seine Gäste nicht nur durch freilaufende Tiere wie z.B. Antilopen unterschiedlichster Gattungen, Zebras oder Strauße, sondern auch durch die gegensätzliche Strandoptik: Auf der einen Seite erheben sich meterhohe Dünen, die über unzählige Hügel irgendwann am Meer enden. Auf der anderen Seite führt ein Holzweg bis zum Strand hinab, wo muschelübersäte Poollandschaften auf Bade- und Erkundungsbesucher warten. Bei Ebbe kann man hier vielfältige Meeresbewohner – wortwörtlich – hautnah erleben wie z.B. Seeigel, Seesterne und sogar einen Oktopus. Die natürlichen Pools ihrerseits sind ideale Planschbecken für die Kleinen, da sie problemlos darin sitzen, planschen und das von der Sonne aufgewärmte Wasser genießen können.

In Plettenberg wiederum gibt es einerseits gesellige und von Rettungsschwimmern gesicherte Strandabschnitte, andererseits aber auch wieder naturbelassene Strandbuchten. Unser Favorit ist „Enricos Strand“. Eigentlich heißt der Strand Keurboomstrand. Für uns ist es aber „Enricos Strand“, da das italienische Restaurant, auf einem Felsenvorsprung in dieser Bucht gebaut, mit seinen hölzernen, verwinkelten Wegen am Felsen entlang, mit diesem Strand zu einer harmonischen Einheit verschmilzt. An unserem ersten Tag in Plettenberg – auf dem Weg einen Zwischenstopp in Wilderness einlegend (ein weiterer herrlicher Strand) – kehrten wir am Abend im Enricos (was uns in Wilderness von einer anderen deutschen Familie empfohlen worden war) ein. Atemberaubend! Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir da und der Himmel zeigt sich von seiner schönsten Seite mit mannigfaltigsten Rot-Tönen. Übertroffen wird das Naturschauspiel nur von den ruhigen, melodischen Klängen von Sam. Einer festen Institution im Enricos. Mütter stehen schauckelnd mit ihren Kindern neben dem Sänger und auch unsere Große ist völlig hin und weg. Wie verzaubert steht sie die ganze Zeit während der Darbietung vor dem Sänger und hängt an seinen Lippen – der akustische Genuss wird somit für uns auch zu einem kulinarischen, da wir unser Essen nicht hastig runterschlingen sondern tatsächlich in ungestörter Ruhe genießen können. Das Enricos begleitet uns seitdem täglich. Jeden Tag hören wir im Auto die CD von Valeries „Mann“ und jeden Tag fragt sie, ob wir wieder hingehen. Wie wir am zweiten Abend gelernt haben, kommt der Sänger allerdings nur an sonnigen Tagen. Seitdem heißt es morgens bei uns: „Die Sonne scheint! Ein schöner Tag! Gehen wir heute wieder zu meinem Mann?“

Auch am Montag waren wir wieder da. Obwohl wir wussten, dass Ruhetag ist. Es ist einfach zu herrlich hier. Und – kitschiger hätte es ein Schriftsteller nicht erfinden können – wurden wir mit einer Horde spiellustiger und Wellen-surfender Delphine belohnt.

Nachtrag: Wir sind mittlerweile stolze Besitzer von 2 CDs von Sam. Insgesamt gibt es 5 :-).

Südafrika – Was liegt näher?

Elternzeit = Reisezeit = Südafrika

Südafrika ist längst kein exotischer Reisegeheimtipp, sondern ein boomendes Touristenland – insbesondere bei Deutschen im Rahmen der Elternreisezeit.

Kein Wunder, bietet dieses farbenprächtige und tierreiche Land doch alles, um hier eine Zeitlang zu verweilen, dem Alltagsstress zu entfliehen und in der weiten Natur Südafrikas zur Ruhe zu kommen.

Aus Elternsicht sprechen auch ganz praktische Dinge für einen Aufenthalt in Südafrika:

  • Es gibt keine Zeitumstellung (abgesehen von der 1 Stunde Zeitunterschied aufgrund unserer noch existierenden Sommer-/Winterzeit) – was das Reisen mit Kindern unfassbar erleichtert
  • Ein Großteil des Landes ist malariafrei (bis Port Elizabeth kann man bedenkenlos fahren, weiter nördlich beginnt ein geringes Malariarisiko, was je weiter nördlich man reist, zunimmt)
  • Individuelles Reisen und Autofahren ist leicht möglich, was sowohl an der guten Straßenbefestigung, einfachen Orientierbarkeit als auch der übersichtlichen Straßenführung liegt
  • Es ist ein sehr sicheres Land, insbesondere, wenn man sich nur in den „klassischen“ Touristenorten entlang der Garden-Route aufhält und bestimmte Regeln beachtet (z.B. nach Sonnenuntergang nicht mehr unterwegs zu sein, was sich mit kleinen Kindern bereits auf natürliche Weise erübrigt)
  • Im Gegensatz zu anderen optimalen Elternreisezeit-Touristenregionen ist Südafrika einigermaßen günstig – insbesondere wenn man die eher luxuriösen Lodges und privaten Safari-Game-Resorts meidet
  • Man kann sich schnell – insbesondere aufgrund der südafrikanischen Gastfreundschaft – heimisch fühlen
  • Die Einreise ist sehr einfach (z.B. aufgrund von Direktflügen, keiner Visumspflicht bei einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen – mitzunehmen sind lediglich die internationalen Kinder-Geburtsurkunden sowie aktuelle Reisepässe, auf denen die Kinder erkennbar sind – Babyfoto-Reisepässe müssen daher ggf. für ältere Kinder mit aktuellen Fotos erneuert werden)

Nach unserer ersten Woche hier, die sich deutlich länger anfühlt, können wir es allen nur wärmstens ans Herz legen, ebenfalls hierhin zu reisen und sich von diesem bezauberndem Fleckchen Erde einnehmen zu lassen!

Once upon a tide

Salzige Meeresluft, endlos weiter, weißer Sandstrand, ab und zu ein vereinzelter Jogger oder ein Hund mit seinem Herrchen, tosende Wellen, die schäumend an den Strand brausen und das Surferherz höher schlagen lassen… es könnte alles so schön sein.

Lediglich der Himmel verrät das Störende an der Idylle. Diesig und ebenfalls noch schlaftrunken hängt er herab. Der Optimist würde jetzt sagen, der Himmel verkündet bereits einen neuen, strahlenden Sommertag. Mein Optimist und ich hingegen befinden uns um kurz nach 6 Uhr morgens in einer tiefgreifenden Beziehungskrise. Kein optimistischer Gedanke weit und breit. Stattdessen schleppe ich mich grummelnd den Strand entlang und versuche, nicht in den gefühlten treibsandartigen Fängen des ah so weißen Pulversandes zu versinken – mit meinen 13 kg extra Gewicht, die – jetzt- wohlgelaunt und brabbelnd vor meinen Bauch geschnallt sind und unternehmenslustig mit den Wurstelbeinchen strampeln.

Schlafen wie ein Baby – ich weiß nicht, wer dieses Märchen in die Welt gesetzt hat. Weder Baby Nummer 1 noch aktuelles Baby Nummer 2 halten irgendetwas von Schlafen. Ich hingegen habe das 1-2 stündige Intervallschlafen – nachdem Valerie irgendwann ab ca. dem ersten Lebensjahr etwas besser schlief (von Durchschlafen ist hier keine Rede) – erfolgreich verdrängt und kann mich jetzt bei Jasper, auch nach 9 monatiger Wiedereingewöhnung weiterhin nicht daran gewöhnen. Ebenfalls nicht an die Tatsache, dass die Nacht spätestens um 6.00 Uhr vorbei ist.

Schlimmer sind dann nur noch die Nächte bei Wachstumsschüben und die ersten Nächte in einer neuen Umgebung. 3 Wochen Wachstumsschübe gepaart mit einer neuer Umgebung hatten wir bereits über die Weihnachtsfeiertage bei den Großeltern. Kaum war diese Erfahrung nach 2 „normalen“ Nächten wieder völlig verdrängt, dann also die erste Nacht in der neuen südafrikanischen Umgebung.

Immer wieder erstaunlich – und für jeden Musikbegeisternden sicherlich faszinierend, wenn es nicht gleichzeitig so ohrenbetäubend schrill wäre – mit welcher Wucht das Schreien einsetzt und welche tonalen Pirouetten gedreht werden, die sich von einem Klimax zum nächsten hangeln, dabei an Dynamik und Lautstärke gewinnen, so dass eigentlich gar keine Luft für weitere Höhenflüge verbleibt, stattdessen aber eine neue Lautstärkenfacette zum Vorschein kommt, so dass selbst bei den gelassensten Personen das Blut in Wallungen gerät. Die einzige Gewissheit und Beruhigung ist, dass es tatsächlich irgendwann, und meistens genauso plötzlich wie es eingesetzt hat, vorbei ist und das Geschehnis als solches auch sehr schnell verdrängt ist – manchmal so schnell, dass ich nach einem – dann immerhin nicht von weiteren Schreiattacken unterbrochenem – „normalen“ Intervallschlaf nicht mehr sicher bin, ob die Schrei-Arien tatsächlich stattgefunden haben und ob ich wirklich so verzweifelt war, dass ich am liebsten miteingestimmt hätte.

Mein 13 kg Päckchen hängt mittlerweile selig an mir gekuschelt und schläft seelenruhig. Einfach märchenhaft diese Ruhe, eingebettet in das Rausche des Meeres. So stampfe ich nicht mehr ganz so grummelnd den mittlerweile festen und asphaltierten Untergrund entlang. Vorbei an schönen, gläsernen Einfamilienhäusern. Und entdecke eins mit einer passenden Aufschrift: Once upon a tide.

Poing Poing

„Nicht Poing Poing, Mama. Pun gu i NE, so geht das!“

Seit Valerie bei ihrer Tagesmutter ein Pinguin-Lied (Dadi Dadi) gelernt hat, erschallte dieses regelmäßig zu Hause und Valerie watschelte wie ein „Poing Poing“ – wie die Tiere damals bei ihr hießen. Auch wenn für sie die „Poing Poing“-Zeit vorbei ist, für uns hießen die Tiere fortan so.

Und heute konnten wir ganz viele Poing Poings von nahem erleben. In Simon’s Town – unweit unserer Unterkunft in Kommetjie – befindet sich eine Pinguin-Kolonie im Naturschutzgebiet Boulder Beach. An einem kleinen Strandabschnitt kann man mit Pinguinen im Meer schwimmen, sie beim Strand-Watscheln beobachten oder mit ihnen um die Wette von einem Felsen auf den nächsten springen.

So hat dann auch jeder von uns schnell eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden. Von den süßen, zutraulichen Meisterschwimmern war Valerie am Ende nicht so begeistert, wie vom großen „Schwimmbad“. Ganz fasziniert lief sie immer wieder ins kalte Naß und beobachtet den Gang der Wellen. Jasper wiederum hat den Sand für sich entdeckt. Wunderschöner, pulvrig-feiner, weißer, warmer Sand. Der zwischen den Fingern rieselt – und anscheinend ganz vorzüglich schmeckt. Das zumindest findet unser kleiner Gourmet, der zum Entzücken weiterer Strandtouristen aus dem Mampfen nicht mehr rauskommt und im Nu ein weiß gepudertes, fröhlich strahlendes Gesicht hat.

Marcel wiederum lässt den Fels-Pinguin-Wettbewerb nicht auf sich sitzen. Zunächst geht es durch einen schmalen Spalt zwischen zwei Felsen hindurch und anschließend über weitere Felsen am Strand bis hin zum Felsenplateau, wo sich unzählige Pinguine tummeln.

Und während andere Pinguin-Fels-Bezwinger mit aufgeschürften, blutigen Knien zurückkehren, sitze ich auf dem warmen Postkarten-Sand, höre dem Rauschen des Meeres zu, genieße die warmen Sonnenstrahlen – im Gegensatz zum kalten, deutschen Winterwetter -, höre dem Kreischen der Vögel zu, das sich mit dem Glucksen von Jasper und Valeries schallendem Freudenslachen vermischt und summe leise Dadi Dadi.

Vier Windelbummler auf großer Reise

„Unsere Wohnung ist im Lager. Wir fahren jetzt nach Afrika.“

Genau!

So beginnt unser neues Abenteuer zu viert – 3 Monate Südafrika.

Viel Zeit, uns vorzubereiten oder die genaue Route zu planen, hatten wir im normalen Alltagswahnsinn mit 2 Kids, 2 Jobs, Wohnungseinlagerung (sie passt in genau einen Container), Jobwechsel, Weihnachts- und Geburtstagsfeiern nicht. Entsprechend beschlich uns am Tag des Abflugs das ungute Gefühl, doch etwas vergessen zu haben. Die internationalen Geburtsurkunden sowie Kreditkarten und Pässe hatten wir dabei – kurzfristig konnten wir zum Glück noch rechtzeitig für Valerie einen neuen Reisepass ausstellen lassen, da ihr Babyfoto-Reisepass dem von Jasper zum Verwechseln ähnlich sah. Neben diesen essentiellen Dingen hatten wir letztlich doch noch so viel dabei, dass es einem weiteren Umzug glich.

3 Koffer mit jeweils 20kg zum Einchecken, 2 Kraxen, 3 Handgepäckstücke – davon 1 Tiger-Rollkoffer von Valerie, auf dem sie zum Entzücken anderer Fluggäste wie auf einem Pferd ritt, natürlich mit den entsprechenden wiehernden Geräuschen. Am besten waren wir ausgestattet für alle Fälle von Safaris – Unterwassersafaris, Überwasser-Safaris mit großen oder kleinen Tieren oder sogar für Erlebnisse aus der Luft. Für alles hatte Marcel die passende Kamera mit dem spezifisch geeignetem Objektiv, wasserfestem Gehäuse, lichtbedingten Filtern und natürlich seine neueste Errungenschaft – eine Drohne.

Vollbepackt kann unser Abenteuer nun beginnen – Kapstadt wir kommen!

Reisen mit Baby – Der Türöffner für die Welt

Reisen war schon lange unsere Leidenschaft und für uns stand immer fest, das wird sich nicht ändern, auch wenn wir Nachwuchs bekämen. Und mit der Geburt unseres Sonnenscheins im Dezember 2015 wurden aus uns Weltbummlern die Windelbummler.

Im Kleinen und Großen möchten wir Valerie die Welt zeigen. Sowohl die flimmernde und stets pulsierende Großstadt als auch das kleine Dorf mit seiner tiefen Naturverbundenheit und wohltuenden Bodenständigkeit. Das bunte Meer, die lebendige Wüste, weißen Schnee und blaue Gletscher – die ganze Welt möchten wir Valerie ermöglichen.

Nach einigen kleineren Ausflügen innerhalb von Europa ging es im September 2016 endlich auf unsere erste ganz große Reise: Vier Monate waren wir in Ozeanien unterwegs und haben Wale in Tonga gesehen, wurden in die Maori-Kultur in Neuseeland aufgenommen und haben die Metropole Sydney erlebt. Valerie war zu dem Zeitpunkt gerade einmal 8 Monate alt und natürlich hatten wir auch unsere Bedenken: Wie wird sie mit dem langen Flug zurechtkommen? Mit dem Jetlag? Was machen wir, wenn sie krank wird? Wenn sie von einem Tier gebissen wird? Haben wir uns das alles gut überlegt? Von den Kosten ganz zu schweigen. Warum wollen wir überhaupt mit einem so kleinen menschlichen Wesen, das völlig von uns abhängig ist, auf die andere Seite der Erde reisen?

Zum Glück haben wir uns von diesem Fragenmarathon, der manchmal wie ein Fragenmantra auf uns niederrasselte, nie unterkriegen oder ablenken lassen. Genau wie auf allen unseren anderen Reisen – und sei es zu solch ungewöhnlichen Orten wie Syrien (zu einer Zeit, als nicht jeder sofort wusste, wo genau das Land liegt), wussten wir, dass es gut werden wird. Und so war es auch diesmal.

Natürlich hatten wir auch eine Menge Glück. Valerie ist die geborene Windelbummlerin ohne Flugangst, Scheu vor Neuem oder Unbekannten. Sie ist auch nie krank geworden, von harmlosen Erkältungen abgesehen. Stattdessen war es ein sehr entspanntes und langsames Reisen, mit vielen Pausen und langen Aufenthalten an einem festen Ort. Auch wenn wir früher schon Couchsurfing und AirBnB genutzt haben, um möglichst lokale Menschen kennenzulernen, aus ihrer Sicht die Region zu erleben und an ihren Sitten teilzuhaben, war es jetzt mit Valerie anders. Es war, als hätten wir erst jetzt den richtigen Türöffner für unsere Welt gefunden. Mit ihrem gewinnbringenden Lachen und ihrer offenen Art, auf alle und alles ungezwungen zuzugehen, frei von Vorurteilen, Gefahrbildern oder Restriktionen, hat Valerie uns die Welt gezeigt. Selbst die kleinste Muschel am Strand war für sie ein jauchzendes Hocherlebnis und jede Interaktion – mit Mensch oder Tier – eine wahre Wonne. Vielleicht liegt es an Ozeanien, vielleicht sind die Menschen dort herzlicher – aber es ist einfach unbeschreiblich welche Warmherzlichkeit und Gastfreundlichkeit wir jeden Tag erfahren durften.

Für uns steht fest: Reisen mit Baby ist unfassbar schön und ermöglicht eine ganz andere Intensität.

Ein ganzes halbes Babyleben – Das Ende einer Elternzeit


In Tagen gemessen ist es schon sehr lange her, dass unser letzter Blog-Beitrag veröffentlicht wurde. Ziemlich genau 65 Tage, also über zwei Monate. Und fast so lange ist auch unsere Auslandsabenteuerreise her.

Und trotzdem fühlt es sich weiterhin irreal an, wieder in Deutschland zu sein. Zurück zu sein obwohl wir doch eigentlich irgendwie immer noch weg sind. 

Nach wundervollen drei Monaten im Naturparadies Neuseeland war es schon ein Schock, in Sydney anzukommen. Allein die Stadt Sydney hat fast so viele Einwohner wie beide neuseeländischen Inseln zusammen (etwas über 4 Millionen). Wenn man dann auch noch bedenkt, dass in Neuseeland der Großteil der Einwohner (rund 3 Millionen) auf der Nordinsel leben, kann man vielleicht besser nachvollziehen, wie unendlich weit und menschenleer wir die Südinsel erlebt haben. Nach der stillen Südinsel also die etwas lebhaftere Nordinsel bis hin zur völlig quirligen Stadt Sydney. Tatsächlich haben wir ein paar Tage in unserer Airbnb-Unterkunft gebraucht, um in die große Innenstadt von Sydney reinzufahren. Der tägliche Sonnenschein und die exotischen Papageiengeräusche von unserem Balkon haben definitiv dazu beigetragen, dass wir uns trotz Großstadt langsam wohl gefühlt haben. Und natürlich haben wir auch schnell die große Auswahl an kulinarischen und kulturellen Besonderheiten wieder zu schätzen gelernt. Wahrzeichen und Highlight ist hierbei sicherlich die Oper von Sydney. Direkt am Wasser gelegen glitzert ihr weißer Anstrich im Sonnenschein und bietet tolle Fotomotive. Und auch von drinnen ist sie beeindruckend und verfügt über eine tolle Akustik.


Vielleicht weil die Zeit in Sydney letztlich so kurz war, vielleicht weil wir in Neuseeland eine andere Freiheit des Reisens erlebt haben, viel schneller und tiefgründiger mit den Menschen dort in Kontakt gekommen sind, die weite, unberührte Natur uns derart intensiv in ihren Bann gezogen hat und wir schließlich sogar Teil der ursprünglichen Maori-Kultur wurden – vielleicht liegt es also daran, dass ein Stück unseres Herzens in Neuseeland geblieben ist und sich unser Geist nicht so ganz auf Deutschland und Berlin einstellen möchte, obwohl unser Körper schon so lange wieder zurück ist.

Ein ganzes halbes Babyleben haben wir in unserem Minikosmos zu dritt leben dürfen. Ein Geschenk, für das wir sehr dankbar sind. Gemeinsam haben wir die ersten Bewegungsversuche von Valerie erleben dürfen, die mit vorsichtigen Drehungen begonnen haben, zu einem Krabbeln wurden, das – immer sicherer – sogar Stufen in Tonga überwand, sich zu den ersten aufrechten Stehversuchen am Strand von Cable Bay in Neuseeland entwickelt haben, den ersten Schritten allein in Sydney und schließlich in einem aufrecht laufendem Wirbelwind gipfelten – kaum zurück in Deutschland. 


Natürlich endet unsere Elternzeit nicht hier und natürlich enden auch unsere Abenteuer nicht – aber dennoch winkt uns, zwar melancholisch aber voller Fröhlichkeit, inniger Freude und tiefer Dankbarkeit unsere Elternreisezeit zu, von der ein Teil aus Tonga winkt, ein anderer aus Sydney und ein ganz großer mit dem breitestem Lächeln aus Neuseeland.
Danke, dass auch ihr dabei ward, mitgereist seid, mitgefiebert habt und Valeries Welt mit uns gemeinsam entdeckt habt – egal von wo ihr unsere Berichte lest.
Und ihr könnt gespannt bleiben, denn die Abenteuer der Windelbummler fangen gerade erst an.

Sommer, Sonne, Sonnenschein – Teil 2

Du reist immer mit, egal wo ich bin – und so wird es immer sein und so wird es immer bleiben. Für immer Danke.


Auf Strandurlaub folgte noch mehr Strandurlaub. Wahrscheinlich ist der schönste Strand, den wir sahen, derjenige auf der Halbinsel Karikari – unweit von Cable Bay, wo wir eine weitere Woche verbrachten.

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Die Zeit in Cable Bay war magisch – anders kann ich es gar nicht beschreiben. Wir hatten das beste Wetter, eine grandiose Airbnb-Unterkunft und die wohl unglaublichsten Airbnb-Gastgeber überhaupt. Obwohl wir nur eine Woche da waren, fühlt es sich so an, als würden wir Teresa, Peter und Taylah schon eine Ewigkeit kennen und gleichzeitig kommt es uns so vor, als wären wir nur einen kurzen Wimpernschlag da gewesen. Es war eine ganz unglaubliche Zeit, die wir dort hatten. Und dies liegt bestimmt auch daran, dass wir in ihren Maori-Stamm aufgenommen wurden (s. Blogbeitrag „Maori-Kultur mal anders“). Unglaublich war die Zeit in Cable Bay auch deswegen, weil wir mit Peters Truck zum Cape Reinga und zur Ninety Mile Beach fahren durften. Endlich fuhren wir also das Auto, das wir uns für Neuseeland gewünscht hatten! Und nicht nur das, wir fuhren das Werbeauto für den „Ninety Mile Beach Run“, der von Peter ins Leben gerufen wurde und jährlich zahlreiche Laufwillige in den Norden Neuseelands lockt. Nicht selten wurden wir während unserer Fahrt mit dem Truck auf eben dieses Rennen angesprochen.

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Der nördlichste Zipfel der Nordinsel, an dem die Tasmansee den Pazifik trifft, heißt Cape Reinga. Im Maori-Glauben pilgern die Seelen der Toten den langen Weg entlang der Ninety Mile Beach und verlassen hier Neuseeland, um in ihre alte Heimat in der Südsee zurückzukehren.

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Heutzutage ist das Touristenhighlight weniger das hübsche Kap mit seinem einsamen Leuchtturm, sondern vielmehr die hohen Sanddünen unweit des Kaps in Te Paki. Auf einmal steht man in einer Sandwüste und ist umgeben von meterhohen Dünen – und wagemutigen Surfern. Mit einem Sandboard unter dem Bauch – die Dünen sind zu steil, um das Board unter die Füße zu legen – flitzen sie die Dünen herunter. Und auch wir wagen es. Abwechselnd natürlich, denn Valerie muss unten bleiben. Jeder, der schon einmal versucht hat, eine Sanddüne hoch zu gehen, weiß wie anstrengend es ist. Kaum hat man drei Schritte erklommen, rutscht man gleich darauf wieder zwei Schritte ab. Irgendwann hat es aber jeder von uns geschafft – mal schneller mal langsamer – oben anzukommen. Die Sandwand vor sich, muss man dann nur noch das Board hinlegen und sich bäuchlings hinabstürzen. In Sekundenschnelle ist man wieder unten. Mir persönlich hat ein Sandritt gereicht. Andere waren da deutlich ausdauernder und haben den steilen Aufstieg immer wieder bestritten.

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Das eigentliche Highlight war für uns aber die anschließende Fahrt auf dem Ninety Mile Beach. Durch ein Flussbett gelangt man an den schier endlosen Ninety Mile Beach – der in Wahrheit nicht ganze neunzig Meilen lang ist aber nichtsdestotrotz unglaublich lang und vor allem fast menschenleer. Mit unserem Grey hätten wir den Ausflug nicht machen können und so freute sich unser Rennfahrer über diese einzigartige Möglichkeit, durch ein Flussbett zu pesen, Wasser und Sand aufzuwirbeln und den Ninety Mile Beach entlang zu rasen.

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Die letzten Tage im Norden verbrachten wir in Waima, in der Nähe des Waipoua Waldes. In diesem Schutzgebiet wachsen drei Viertel der erhalten gebliebenen Kauribäume. Diese mächtigen Bäume mit einem Stammdurchmesser von bis zu vier Metern und 30 bis 50 Meter Wuchshöhe sind die letzten ihrer Art. Mit der Besiedlung Neuseelands durch die Briten wurden diese Bäume, die damals einen Durchmesser von bis zu acht Metern erreichten, fast bis zu ihrer völligen Ausrottung gerodet. Heute stehen sie unter Naturschutz. Aufgrund ihrer empfindlichen, an der Bodenoberfläche liegenden Wurzeln, wurden erhöhte Holzwege errichtet. Zudem befinden sich Schuh-Waschanlagen vor dem Waldzugang, um die Wurzeln vor fremden oder schädlichen Stoffen zu schützen.

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Und so neigen sich drei Monate Neuseeland langsam dem Ende zu. Aber vorher wartet noch ein letzter Strandurlaub auf uns: Die Halbinsel Coromandel.