Von Dünen und Stränden

„Gehen wir heute wieder zu meinem Mann?“ „Welchem Mann?“ „Meinem Musik-Mann.“

Menschenleere; nur die Natur; warmer Strand; blaues Meer mit weißen Wellen, das sich mit dem blauen Himmel und vereinzelten weißen Wolken vermischt. Wenn ich an einen verlassenen, unberührten Strand denke, denke ich automatisch zuerst an Bulgarien. Einheimische Bekannte nahmen uns an ihren Lieblingsstrand mit; irgendwo hinter Varna, weit weg vom Touristenmagneten „Goldener Strand“.

Südafrikas Küste – zumindest der Teil, den wir bisher gesehen haben – ist fast durchgängig so. Ein romantischer, naturbelassener Strandabschnitt folgt auf den nächsten. Die Beschaffenheit des Sandes variiert – vom feinsten, weißen Pulversand zu grob-körnigem Muschelsand – und auch das Meer verändert sich – ist mal rauh mit weißkrönigen Surfer-Wellen, mal ganz seicht und kinderfreundlich.

Am Long Beach bei Kapstadt ist es ein leicht körniger, gelber Sandstrand mit tollen Surfer-Wellen. Meistens haben wir den Strand ganz allein für uns – von ein paar Surfern und Hunden mit Besitzern abgesehen.

In Gansbaai („Hansbey“ ausgesprochen) gibt es einen kilometer langen Dünenstrand mit zum-Runterpurzeln-hohen Sanddünen und kinderfreundliches, seichtes Meer. Weit und breit ist niemand zu sehen. Nur auf der Offroad-Straße auf dem Weg zum Strand passiert uns ein Auto. Anders als unser Whitey, kann dieses 4×4-Auto problemlos den tiefen Dünensand meistern und somit deutlich weiter fahren als wir, an einen hinteren Strandabschnitt.

Wer das südafrikanische Mauritius (Onrus Beach) sehen möchte, muss einen langen Atem haben. Eine Flußlandschaft, gebändigt von mehreren Holzwegen und Brücken muss zunächst bezwungen werden bevor man den langen Sandstrand erblickt, der seinerseits gemeistert werden muss, um endlich, nach einer knappen Stunde Wanderung mit Kleinkindern, am Wasser anzukommen. Auch hier: Endlose, menschenleere Weite, unterbrochen vom Kreischen der Möwen.

Das Naturreservat DeHoop überrascht seine Gäste nicht nur durch freilaufende Tiere wie z.B. Antilopen unterschiedlichster Gattungen, Zebras oder Strauße, sondern auch durch die gegensätzliche Strandoptik: Auf der einen Seite erheben sich meterhohe Dünen, die über unzählige Hügel irgendwann am Meer enden. Auf der anderen Seite führt ein Holzweg bis zum Strand hinab, wo muschelübersäte Poollandschaften auf Bade- und Erkundungsbesucher warten. Bei Ebbe kann man hier vielfältige Meeresbewohner – wortwörtlich – hautnah erleben wie z.B. Seeigel, Seesterne und sogar einen Oktopus. Die natürlichen Pools ihrerseits sind ideale Planschbecken für die Kleinen, da sie problemlos darin sitzen, planschen und das von der Sonne aufgewärmte Wasser genießen können.

In Plettenberg wiederum gibt es einerseits gesellige und von Rettungsschwimmern gesicherte Strandabschnitte, andererseits aber auch wieder naturbelassene Strandbuchten. Unser Favorit ist „Enricos Strand“. Eigentlich heißt der Strand Keurboomstrand. Für uns ist es aber „Enricos Strand“, da das italienische Restaurant, auf einem Felsenvorsprung in dieser Bucht gebaut, mit seinen hölzernen, verwinkelten Wegen am Felsen entlang, mit diesem Strand zu einer harmonischen Einheit verschmilzt. An unserem ersten Tag in Plettenberg – auf dem Weg einen Zwischenstopp in Wilderness einlegend (ein weiterer herrlicher Strand) – kehrten wir am Abend im Enricos (was uns in Wilderness von einer anderen deutschen Familie empfohlen worden war) ein. Atemberaubend! Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir da und der Himmel zeigt sich von seiner schönsten Seite mit mannigfaltigsten Rot-Tönen. Übertroffen wird das Naturschauspiel nur von den ruhigen, melodischen Klängen von Sam. Einer festen Institution im Enricos. Mütter stehen schauckelnd mit ihren Kindern neben dem Sänger und auch unsere Große ist völlig hin und weg. Wie verzaubert steht sie die ganze Zeit während der Darbietung vor dem Sänger und hängt an seinen Lippen – der akustische Genuss wird somit für uns auch zu einem kulinarischen, da wir unser Essen nicht hastig runterschlingen sondern tatsächlich in ungestörter Ruhe genießen können. Das Enricos begleitet uns seitdem täglich. Jeden Tag hören wir im Auto die CD von Valeries „Mann“ und jeden Tag fragt sie, ob wir wieder hingehen. Wie wir am zweiten Abend gelernt haben, kommt der Sänger allerdings nur an sonnigen Tagen. Seitdem heißt es morgens bei uns: „Die Sonne scheint! Ein schöner Tag! Gehen wir heute wieder zu meinem Mann?“

Auch am Montag waren wir wieder da. Obwohl wir wussten, dass Ruhetag ist. Es ist einfach zu herrlich hier. Und – kitschiger hätte es ein Schriftsteller nicht erfinden können – wurden wir mit einer Horde spiellustiger und Wellen-surfender Delphine belohnt.

Nachtrag: Wir sind mittlerweile stolze Besitzer von 2 CDs von Sam. Insgesamt gibt es 5 :-).