Safari ist nicht gleich Safari – Teil 2

„Hyänen haben ein sehr schlechtes Image und werden kontinuierlich unterschätzt. Dabei haben ihre Vorfahren bereits gegen Tyrannosaurus Rex gekämpft und auch heutzutage sind die Tiere meisterhafte Jäger, die jede Raubkatze alt aussehen lassen.“

Meint unser fabelhafter Tierführer Berd aus dem Jukani Wildlife Sanctuary in Plettenberg.

Ähnlich wie bei den Private Game Reserves gibt es auch in den Sanctuaries Gehege. Wobei hier nach Tierart unterschieden werden muss. Sowohl das Affen- als auch das Vogel-Santuary, die wir in Plettenberg besucht haben, sind sehr schön aufgebaut und bieten eine riesige Fläche für ihre Tiere. Im Vogel-Sanctuary findet man angelegte Wasserfälle, Seen und einen urwaldähnlichen Baumbestand. Unzählige Vogelarten teilen sich diese Heimat und verteilen sich auf das ganze Gelände. Auch das Affen-Sanctuary ist sehr liebevoll aufgebaut und bietet den Tieren zahlreiche Spiel- und Versteckmöglichkeiten. Es wäre für die Affen ein Leichtes, das Sanctuary zu verlassen. Ganz offensichtlich fühlen sie sich aber wohl und ziehen die festen und reichlichen Mahlzeiten einem Leben in der Wildnis vor.

Anders hingegen sieht es bei den Santuaries für Raubkatzen aus. Es gibt Einrichtungen , die diese einst so stolzen Tiere in zooähnlichen Käfigen beherbergen. Der leere Blick der Tiere müsste eigentlich jedem Besucher das Herz brechen und die Wut aufschäumen lassen. Tiere, die eigentlich in diesem Land frei gelebt haben, bevor der „weiße Mann“ kam, vegetieren in Gefangenschaft.

Das Jukani Wildlife Sanctuary in Plettenberg ist hierbei zum Glück eine Ausnahme! Die Raubtiere leben zwar auch hier in Gefangenschaft. Allerdings sind die Gehege sehr groß und bieten artgerechte Besonderheiten. Tiger z.B. verrichten ihr Geschäft ausschließlich im Wasser, weswegen in ihrem Gegege ein schön angelegter See zu finden ist. Die Gehege der Leoparden – auch des schwarzen Leoparden, der fälschlicherweise oft als „Panther“ bezeichnet wird – sind so groß, dass man die Versteckkünstler selten erblicken kann. Insbesondere eben jenen schwarzen Leoparden, der ein Weltmeister im Verstecken ist.

Ranger Bert ist neben den Tieren sicherlich die größte Attraktion. Seine Kenntnisse über jedes einzelne Tier und seine wertschätzende Bewunderung ihnen gegenüber, lassen den Besuch des Jukani Wildlife Sanctuary zu einer ganz besonderen Erfahrung werden. So besonders sogar, dass ich zweimal da war. Wobei ich beim zweiten Mal ausschließlich den Erzählungen von Berd gelauscht habe – ohne dass wir uns die Tiere erneut angeschaut haben.

„Machen wir heute wieder ein Picknick bei den Elefanten?“

Am ehesten spürt man das fantasiegeladene Safari-Gefühl – so zumindest unsere Erfahrung basierend auf den Möglichkeiten entlang der Garden Route – in einem Nationalpark wie De Hoop oder Addo. Zwar sind auch hier die Wege vorgegeben und teilweise sogar asphaltiert, es gibt aber keine Gehege oder Zwischenzäune. Es ist ein riesiges umzäuntes Gebiet, das unterschiedliche Tierarten beherbergt, die alle unabhängig vom Menschen leben, sich selbst ernähren und naturgegeben fortpflanzen. Entsprechend ist jeder Tag anders und man entdeckt unterschiedliche Tiere an verschiedenen Orten oder sieht bestimmte Tiere gar nicht (z.B. Löwen, Geparden oder Hyienen im Addo), weil das Gelände zu groß und undurchsichtig ist, um alles zu überblicken. Im Addo ist es auf jeden Fall spürbar, dieses magische und erhabene Gefühl, wenn plötzlich eine Horde Elefanten aus dem Busch, direkt neben das eigene Auto steigt und unbeirrt seinen Weg zum nächsten Wasserloch fortsetzt. Oder wenn plötzlich die älteste Elefantenkuh den Aufbruch verkündet und sich die Horde zunächst formiert – die kleinen Baby-Elefanten in die Mitte nehmend – und anschließend gemeinsam in Bewegung setzt. Erneut völlig unbeeindruckt von den mittlerweile zahlreichen auf der Straße parkenden und fotografierenden Autos. Auch unsere Kinder waren von solchen Momenten völlig fasziniert. Zum Glück schien den Elefanten das freudenstrahlende „Da! Da! Da!“, das unisono aus den Mündern unserer 3-Jährigen und unserem 10-Monatigen klang, nicht im Geringsten zu stören. Valerie war sogar so begeistert, dass ihr die langen Auto-Stunden im Addo so gut gefielen, dass sie jeden Tag fragte, ob wir wieder hinfahren und dort picknicken. Von 6 Tagen waren wir tatsächlich 5 Mal dort – einfach zu schön diese scheinbar endlose Natur- und Tierwelt.

Auch wenn sich unsere vor-Ort-Safari-Erfahrungen nicht ganz mit den vorab-fantasiegeladenen Safari-Träumen decken, so ist es natürlich trotzdem ein unbeschreibliches Dankbarkeits-Gefühl, den Tieren Afrikas so nahe zu kommen und das Glück zu haben, hier zu sein.