Safari ist nicht gleich Safari – Teil 1

Strahlend blauer Himmel kontrastiert mit gelbem Boden und vereinzelten grünen Farbtupfern. Karge Landfläche soweit das Auge reicht, flimmernd verschwindend am Horizont in dem wollkenlosen Blau. Ab und zu meterhohe, dünne, windschiefe Bauminseln. Stuckelnde, den ganzen Körper durchschüttelnde und das wilde Haar zerzausende Fahrt im offenen Jeep über unverbautes Gelände. Und dann: Da! Tatsächlich! Eine Horde Zebras, die galoppierend die Stille durchbricht. Giraffen, die ihre langen Hälse strecken, um an das saftige Grün dieser kargen Bäume zu gelangen. Und ganz weit hinten, nur durch ein Fernglas erkennbar, eine Löwenfamilie, die sich faul in der Sonne räkelt.

So oder so ähnlich hatte ich mir die Tierbegegnungen in Südafrika vorgestellt.

Tatsächlich gibt es aber ganz unterschiedliche Möglichkeiten, Tiere in Südafrika zu beobachten: Es gibt die „private game reserves“ (private Wildreservate), „national parks“ und „sanctuaries“ (Rettungszentren).

Private game reserves sind sehr beliebt in Südafrika und bieten zahlenden Kunden einen Luxusaufenthalt in wunderschönen Lodges mit exzellenter Gaumenfreude. Selbstverständlich ist die gesamte Anlage und Natur atemberaubend. Aber erfüllen diese game reserves – und ich persönlich stolpere immer über das Wort „game“ in diesem Kontext – die Afrika Fantasie?

In einem offenen Geländewagen und einem kundigen Ranger – mit anderen Touristen und weiteren Geländewagen – geht es durch ein Schiebetor zu den Tieren.

Das Gelände ist groß genug, dass sich alle Safari-Autos verteilen und man nicht in Kolonne fährt – immerhin. Der Weg wird durch die tiefen Reifenspuren, welche die routinierten Safari-Touren verdeutlichen, vorgegeben. Nur an vereinzelten Stellen fährt man durch „wildes“ Gelände, wie z.B. tiefen Sand, für den vorher der Reifendruck entsprechend angepasst werden muss.

Tiere zu erspähen gelingt ganz ohne Hilfsmittel. Kaum durchfährt man die Schiebetür, befindet man sich bereits in der Tierwelt. Groß und grau heben sich die beiden Elefantenbrüder von der restlichen Landschaft ab. Nach dem Passieren ihres „Zuhauses“ kommen wir an einem kleinen Wasserloch vorbei, an dem ein älterer Büffel steht. Weiter geht die Fahrt zu den Antilopen. Unterschiedliche Antilopenarten (Kudus, Rote Kuhantilopen/Red Hartebeests, Elands/Elenantilopen – die übrigens ganz hervorragend schmecken) grasen gemeinsam mit Zebras und teilen sich das Areal zudem mit einer Straußenfamilie und ein paar Nashörnern. In einem anderen Teil des Wildreservats stehen höhere Bäume und mittendrin recken Giraffen ihren Hals. Zu den Löwen geht es durch ein weiteres durch Strom gesicherte Tor. Auch hier entdecken wir die Löwen ziemlich schnell und können sehr dicht bei ihnen für die obligatorischen Safari-Fotos anhalten.

Das Gebiet war früher Farmland. Wie so oft bei private game reserves haben sich die Eigentümer irgendwann zusammen getan, um ihre Flächen zu vergrößern und sie als private game reserve zu betreiben. Antilopen und Zebras kann man bereits sehr günstig erwerben, teilt uns der Ranger mit. Nashörner hingegen seien sehr teuer. Die Löwen im Reservat seien aus anderen Reservaten gekauft. Dadurch, dass sie bereits als Baby in Gefangenschaft lebten, haben sie das Jagen nie gelernt und werden deswegen von den Rangern gefüttert. Die anderen Tiere im Reservat hingegen seien Selbstversorger. So auch die südafrikanische Gepardin (unter einem Baum im hinteren Bereich des Reservats gelegen – mit einem GPS-Halsband versehen), die mit ihrer Tochter hier lebt. Am Rückweg – kurz vor dem Ausgang – kommen wir an einem kleinen See vorbei, in dem zwei Nilpferde leben. Ab und zu sieht man die Ohren und die Nase, wenn sie kurz im Halbschlaf an die Oberfläche auftauchen, um kurz einzuatmen und dann wieder für ca. 3 Minuten abzutauchen.

Täglich gibt es zwei Safari-Touren: Eine morgens und eine abends. Die Strecke variiert leicht. Zu den Giraffen fährt man z.B. nur morgens hin. Das Löwengehege hingegen wird immer angefahren. Sowie auch das weiträumige Gelände der Zebras, Strauße, Antilopen und Geparden. Die Tour endet entweder bei den Nilpferden oder Elefanten – je nach Richtung.

Ist es ein tolles Gefühl, diesen Tieren, die man sonst nur aus dem Zoo kennt, so nah zu sein? Ganz sicher! Magisch oder erhabend ist das Gefühl aber nicht. Eher erstaunlich, wie ähnlich die Tiere hier- obwohl sie in ihrer Heimat sind – im Vergleich zum Serengeti-Park in Hodenhagen bei Hannover leben. Wobei sie hier natürlich viel größere Auslaufflächen haben.

Trotzdem ist es eine tolle Erfahrung, ein private game reserve zu besuchen und tatsächlich alle „Big 5“ (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) von ganz nahem zu sehen. Eine hübschere Unterkunft, vorzüglicheres Essen und liebevollere Details für die ganz kleinen Gäste haben wir seit dem auf unserer Reise nicht erlebt.